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Münsterland Giro 2017

Wenn der Wecker um 04:30 Uhr klingelt, dann ist das absolut nicht meine Lieblingszeit. Für ein Debüt beim Münsterland Giro nehme ich dies jedoch gerne und billigend in Kauf. Eine Stunde später sitze ich im Auto gen Münster. Ob dieser Tag erfolgreich wird?

Überpünktlich stehe ich im Parkaus der Uni-Mensa zur Startnummernausgabe. Zwei Kollegen sind schon da und ersetzen den Schlauch eines weiteren Teilnehmers – verrückt. Um 8 Uhr hole ich zusammen mit einem weiteren Kollegen meine Startnummer samt „einer Tüte Müll“ ab. Unsere übervorsichtige Zeitplanung verschafft uns ausreichend Freizeit, sodass wir uns ganz gemütlich vorbereiten können. Stolze 4 Kilometer sind vom Parkhaus zum Start zurückzulegen. Wir schaffen dies in ebenso stolzen 12 Minuten.

Start aus Block C

Obwohl wir die Möglichkeit hatten, weit vorne aus dem Block zu starten, entschieden wir uns für das hintere Mittelfeld. Kurz nach dem Start bei Sonne und leichtem Nieselregen zeigte sich, dass dies keine schlechte Entscheidung war. Das Feld ist hektisch unterwegs, es wird oft gebremst und geschrien, liegt vermutlich an Leuten, die noch weniger Übung haben wie ich. Heiko und ich springen von Gruppe zu Gruppe immer weiter nach vorne und schließen zu einer großen Gruppe auf, die zügig genug unterwegs ist. Ganz vorne angekommen dauert es nicht lange, bis das unvermeidbare geschieht.

Sturz nach 20km

Lautes Krachen, schreiende Bremsen und Gestöhne der stürzenden Fahrer unterbricht das melodische Rauschen der schnellen Fahrt. Scheinbar fuhren die Frontmänner bereits am Limit und konnten ihrer Räder nicht mehr in der Linie halten. So kam es dazu, dass jemand Heiko ins Hinterrad fuhr, sich ablegte und weitere 6-8 Fahrer mitnahm. Ich hatte Glück und konnte durch eine kleine Lücke entkommen. Nun standen wir ohne fleißige Leistungsträger da, der Rest der Gruppe schien von diesem Sturz wie gelähmt und keiner wollte so recht in Führung gehen. Also ergreifen Heiko und ich die Initiative, um in der kommenden kurvigen Ortschaft zur vorausfahrenden Gruppe aufzuschließen. Ein paar Fahrer gehen mit, trotzdem beteiligt sich keiner an der Arbeit. Mit einem Puls von konstant 200+ sind diese 8 Kilometer ein hartes Brett und ein teuer erkaufter Anschluss an die Gruppe. Immerhin können wir hier im Windschatten neue Kräfte tanken.

Fehlendes Tempo

Nach 25 Kilometern sackt das Tempo der Gruppe gehörig ab, sodass ich zu Spitze aufschließe. Hier treffe ich auf hartgesottene Fahrer, die das Tempo enorm verschärfen, um sich von der Gruppe abzusetzen. Ich bleibe dran, arbeitete hart – wohl deutlich über meinen konditionellen Fähigkeiten. Heiko wähnte ich hinter mir, dem war allerdings nicht so. Die Gruppe harmoniert perfekt, jeder arbeitet wenige Sekunden im Wind und wird dann abgelöst. In der Ortsdurchfahrt Telgte stürzten wieder 3 Fahrer und die starken Fahrer witterten ihre Chance noch schneller zu fahren. Ich bleibe dran, beteilige mich nicht mehr häufig an der Führungsarbeit und lutsche bei 180 Watt im Windschatten. Mit 40-45km/h fliegen die Zuschauer an der Strecke nur so an mir vorbei, ehe mir ein „Profi“ vom Team Katusha ins Hinterrad fährt. Ein echter Schockmoment. Zum Glück springt nur die Kette runter, anhalten muss ich trotzdem. Weg ist die schöne Gruppe. All die Arbeit umsonst. Ich fahre alleine weiter und lasse mich von hinten aufrollen.

Allein ,Allein

Wiedersehen mit den Kollegen

In dieser Gruppe müssten doch meine Kollegen fahren. Also lasse ich die Gruppe rechts an mir vorbei ziehen und warte gespannt, bis ich die bekannten Trikots erblicken kann. Ich sortiere mich in der langen Schlange der Gruppe ein und bin froh, hier neue Kräfte tanken zu können. Da kam mir die Verpflegungsstelle doch sehr entgegen. Die Banane klatsche mir satt in die Hand, lediglich das Essen gestaltete sich mit den folgenden Kreisverkehren etwas schwierig.

Tempoverschärfung und Alleingang

Die letzten 30 Kilometer vor dem Ziel zog das Tempo enorm an. Der etwas kurvigere Verlauf forderte nun viel Kraft jedes mal wieder in der Gruppe zu bleiben. Die Sprinteinlagen machen sich nun zunehmend bei mir im linken Knie bemerkbar. Dieser Schmerz macht mit mittlerweile wütend. Vermutlich nur eine ganz normale Überlastung, da ich die Wochen vorher nur gedehnt und nicht trainiert habe. Einige Fahrer um uns herum stürzten und wir entschieden uns dafür, die Gruppe reißen zu lassen. Im Nachhinein eine sehr unkluge Entscheidung, da wir nun alleine im Wind fahren müssen – immerhin gibt es dafür viele Fotos von uns. Der Rest der Strecke ist wenig spektakulär und fast schon langweilig. Zäh beißen Heiko und ich uns durch – beide sind wir grau und erschöpft.

Konstant Gegenwind

Zielgerade

Erst auf der Zielgeraden angekommen durchzuckt mich ein kleiner Energieschub, der für einen kurzen „Zielsprint“ reicht. Hinter der Ziellinie spüre ich deutlich den Schmerz in meinem Knie und den Muskeln, die kurz davor sind zu krampfen. Ein tolles Gefühl der Erschöpfung, zum Glück gibt es Nudeln! „Nächstes mal wird mit mehr Taktik gefahren“, verspreche ich mir. Trotzdem bin ich zufrieden mit mir und den gesammelten Erfahrungen – Vielleicht wird aus mir doch noch ein Rennfahrer.

Trotz Einzelkampf knapp die 3:30h eingehalten

Das Rennen auf Strava

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