Schade, schon ist der „Urlaub“ vorbei. Es wäre lohnenswert gewesen, noch ein bis zwei Tage länger zu bleiben, aber der Zeitplan ließ keine Zeit für Wehmut. Also Frühstückten wir um 8 Uhr, packten um 9 Uhr die letzten Sachen zusammen und schwungen uns wieder auf die Räder. In Cuxhaven suchten wir noch einmal nach einem freien WLan, um uns im Netz zu melden. Danach sahen wir zum letzen Mal das Meer. Ein sehr trauriger Moment, aber wir freuten uns auf die Etappe, da sie Landschaftlich wesentlich mehr zu bieten hat, als die übrigen. Getrübt wurde die Freude durch schlechte Straßenbeläge an den Küstenradwegen, die von OpenStreetMap falsch Kategorisiert waren. Aber unsere Reifen hielten tapfer durch – noch! Keine 15km von Cuxhaven entfernt hatte Max einen Platten am Hinterrad, wo das meiste gewicht anliegt. Also mussten wir absteigen, und uns ans Flicken machen. Kleine Probleme warfen uns dabei fast eine Stunde im Zeitplan zurück. Aber auch das meisterten wir. Bemerkenswert dabei ist, dass wirklich keiner, der an uns vorbei fuhr seine Hilfe anbot – für uns, als gut erzogene Rennradler, eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Mit einiger Verspätung haben wir dann auch Bremerhaven erreicht. Aber das echte Abentheuer fing hier erst an. Rechts und Links lagen große Schiffe im Hafen und davor riesige Mengen verschiedenster Fahrzeuge, die auf ihre Verladung warteten. Über BMW’s, Kräne und Yachten war alles vertreten. Unsere Fahrt durch den Hafen war nach gut 20 Minuten beendet, dann ging es durch die Innenstadt bis zum Fährhafen, wo wir eine Viertelstunde Zeit hatten, um uns mit Getränken zu versorgen und nach WLan zu suchen. Dann fuhren wir auf die Fähre. 2,30 kostete die Überfahrt – nur 30ct teurer, als eine Busfahrt in Detmold, aber dafür mit 30fach höherem Unterhaltungswert.
In Nordenham ging unsere Fahrt weiter. Wir schlugen uns – mit kräftigem Gegenwind- direkt hinterm Weserdeich Richtung Süden. Unsere Motivation ging fast gegen Null, doch dann sahen wir das Atomkraftwerk „Unterweser“. Verrückt, aber wir fuhren direkt unter laut knisternden uns summenden Stromleitungen her. Die Spannung war so stark, dass mein Garmin verrückt spielte und mir einen 300er Puls anzeigte. Direkt neben dem AKW grasten Schafe, aber wir konnten keine besonders großen oder sechsbeinige ausfindig machen. In Brake wollten wir eigentlich durch den Hafen fahren, aber dazu musste man eine Passkontrolle über sich ergehen lassen, deswegen umfuhren wir das Hafengebiet und machten einen Zwischenstopp zum Wassertanken. Während Max im Supermarkt einkaufte, telefonierte ich mit unserer Pension, um unsere Verspätung anzumelden. Punkt 5 Uhr erwischte es mich, bzw. meinen Reifen auch. Mit einem lauten *Peng* platze mein, bis dahin treuer, Begleiter. Laut fluchend hielten wir am Rande an und packten Flickzeug aus. Ich hatte den Stein noch im Augenwinkel gesehen, doch da war ich auch schon drüber gefahren. Mein kompletter Mantel war geplatz, zum Glück hatte Max einen Ersatz-Mantel dabei, den ich dann aufzog. Weiter ging die Tour, mein Reifen war nur schwach aufgepumpt, und da passierte es – der nagel neue Schlauch war wieder im Eimer. Keine 200m sind wir gefahren. Also wieder alles abladen und flicken, doch der Schlauch hielt die Luft nicht. Ich war kurz vom heulen und mich abholen lassen, es war einfach zu viel für meine Nerven. Max versucht mich zu beruhigen und fuhr los um einen Ersatzschlauch zu kaufen – kaum war er weg hielt eine feine Dame mit ihrem VW Eos Cabrio an, „geil“ dachte ich „jemand, der hilft„, stattdessen „Machen sie mal Platz, ich muss mein Dach zu machen„. Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen. Wahrscheinlich hätte ich normalerweise Platz gemacht, aber heute war meine Laune im Keller. Ich schrie sie an, denn ein paar Meter weiter war genügend Platz zum Anhalten. Zum Glück kam Max kurz darauf wieder. Mit Ersatzschlauch, aber ich hatte es in der Zwischenzeit geschafft, den verflixten Schlauf fachgerecht und kompetent zu flicken. Also auf zur Tanke umd ordentlich druck auf den Reifen zu bekommen.
Es war 6 Uhr, also trat ich ordentlich in die Pedale, Max in meinem Windschatten und mit Rückenwind. 10km vor Bassum waren unsere Trinkflaschen leer, ausgerechnet wo wir tierischen Durst bekamen. Durchhalten, auch der Himmel musste warten (es sah sehr nach Regen aus). Um 21:30 Uhr erreichten wir dann Bassum und unsere Pension. Kurz duschen und trinken und wir machen uns auf die suche nach essbarem. Nach kurzer suche mussten wir feststellen, dass selbst der Dönermann am Bahnhof geschlossen hatte. Das einzig offene Lokal, war eine Eisdiele, daher suchten wir weiter. Wenigstens fanden wir WLan um kurz ins Internet zu kommen. Quasi mit leerem Speicher haben wir einen Griechen gefunden, der geöffnet hatte. Unser Glück :) Ich bestellte mir 2 Große Cola und nen Grillteller mit Lamm. Ich war lange nicht mehr so satt und zu frieden, wie nach diesem Essen.
Ganz dem Motto: „Abgekämpft,müde,hungrig,durstig,dreckig und verschwitzt aber zufrieden,mit gestillter Sehnsucht bis ich mich erholt habe. Morgen. „