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Max Ratgeber

Goodbye Garmin, hello Wahoo

Seit zwei Monaten habe ich mein Garmin Edge 1000 gegen das erst kürzlich erschienene Wahoo ELMNT BOLT 2.0 eingetauscht. Direkt vorweg: Ich bereue nichts. Ein erster Erfahrungsbericht.

Knapp zehn Jahre war ich jetzt treuer Garmin-Nutzer. Von 2010 bis 2015 führte mich das Edge 705 durch alle Ecken Deutschlands, danach für weitere sechs Jahre das Edge 1000 sogar durch die USA und über die ersten richtig langen Distanzen. Doch vor allem die Eigenheiten des letzten Modells brachten mich immer mehr zum Verzweifeln. An erster Stelle steht wohl der Touchscreen, der sich mit den ersten Regentropfen nicht mehr bedienen ließ oder sich auch bei bestem Wetter gerne mal auf mysteriöse Weise sperrte, ohne dass man ihn direkt entsperren konnte. Auch der rückseitig angebrachte USB-Anschluss, das ungewollte Hochfahren nach jedem Ladevorgang oder fehlerhafte Navigation kosteten einige Nerven. Es wurde Zeit für etwas Neues. Passenderweise kam im Mai das neue ELMT BOLT 2.0 von Wahoo auf den Markt, das ich seither ausgiebig getestet habe.

Weniger ist mehr

Klar: Das Wahoo kann erst einmal etwas weniger als das Garmin und ist dazu auch noch kleiner. Aber manchmal ist weniger eben mehr. Dass ich jetzt etwas mehr Platz im Cockpit habe, gefällt mir sehr gut. Und sind wir mal ganz ehrlich: Wer braucht schon die unzähligen Funktionen im Garmin? Viele habe ich eh nie genutzt und vermisse sie daher auch nicht. Was ich nach dem Wechsel anfangs noch vermisst habe: Den Wetterbericht. Ist das Garmin mit Bluetooth verbunden, zeigt es einen stündlichen Wetterbericht an. Das war schon ganz nett. Aber das kann ich mir auch in detaillierterer Form auf dem Handy ansehen.

Weniger ist mehr: Das gilt auch für die Standardansicht. Diese lässt sich über die Zoom-Buttons reduzieren oder ausklappen

Die einzigen beiden Nachteile

Zwei Sachen fielen mir dann doch negativ gegenüber dem Garmin auf: Das Wahoo scheint einen ungenaueren GPS-Sensor zu haben. Das macht natürlich Sinn, wenn das Gerät an sich kleiner ist und weniger Platz für eine Antenne hat. Es dauert zu Beginn meist etwas länger, bis überhaupt Satelliten gefunden wurden. Und dann kam es ein paar Mal in dichteren Wäldern auch zu kleinen Ausfällen. Dem habe ich aber schon entgegengewirkt, indem ich mir noch den Geschwindigkeitssensor zum Wahoo gekauft habe, der einfach auf der Achse im Laufrad montiert wird. Seitdem stimmt zumindest das Tempo immer. Was immer noch nicht ganz stimmt und wo das Garmin definitiv genauer war: Der Anstieg. Beim Edge wurde dort beim kleinsten Hückel eine Steigung angezeigt, das ELMNT lässt sich da deutlich mehr Zeit. Beim Garmin ist allerdings auch noch ein barometrischer Höhensensor verbaut.

Langstreckentauglichkeit direkt getestet

Auch auf meiner Nachtfahrt nach Usedom kam das Wahoo bereits zum Einsatz. Das Laden funktionierte wunderbar über die unten angebrachte Büchse und einem 90-Grad-Adapter. Helligkeit bei Nacht: Wunderbar. Ansonsten: Bei der Navigation keinen einzigen Grund zum Meckern, im Gegenteil. Das Wahoo sagt sogar an, wenn man Geradeaus fahren soll. Etwas, was mich beim Garmin schon den ein oder anderen Umweg gekostet hat. Was mir allerdings beim Garmin ganz gut gefiel: Die kurz eingeblendete Karte mit der Abbiegung, damit man genau sieht, wo es lang geht. Geht man im Wahoo aber einfach ständig auf die Kartenansicht, sieht man auch wunderbar die künftige Strecke – mit der Pfeil-Optik meiner Meinung nach auch deutlich besser als auf dem Garmin.

Das Wahoo ELMT ROAM auf seiner ersten Langstrecke: Mit 90-Grad-Adapter auch ständig mit Strom versorgt

Auch das ROAM kann jetzt Farben

Puncto Karte: Die ist super übersichtlich und sieht daneben auch noch schön aus. Gerade in Großstädten hat das Garmin ja doch schon immer etwas gebraucht, die überladene Karte vollständig zu laden. Dafür hat man dort natürlich jeden einzelnen Feldweg gesehen. Routingfähig ist die Karte auf dem Wahoo aber trotzdem – das ist neu für das ROAM – und auch den farbigen Bildschirm gibt’s jetzt beim kleineren Modell. Der ist übrigens auch bei direkter Sonneneinstrahlung wunderbar lesbar.

Nie wieder „Touchscreen gesperrt“

Die farbigen Felder zum Beispiel bei der Herzfrequenz sind ein tolles Extra, um schon im Augenwinkel sehen zu können, in welchem Bereich man sich gerade befindet. Gleiche Funktion gibt’s für die LEDs oberhalb des Bildschirms, auf der ich gerade meine aktuelle mit der Durchschnittsgeschwindigkeit vergleichen lasse. Das spornt an, wenn man mal wieder richtig schnell sein will. Was ich am Bildschirm am meisten mag: Dass er kein Touchscreen ist. Der hat mir beim Garmin immer nur Kopfschmerzen bereitet. Sobald der einen Regen- oder Schweißtropfen abbekam, war der Bildschirm gesperrt. Beim Wahoo gibt’s dafür wieder die zwei klassischen Buttons auf der rechten Seite zum Zoomen – wie beim alten Garmin Edge 705. Damit lassen sich dann auch auf dem Hauptbildschirm mehr oder weniger Daten anzeigen, super praktisch.

Die Kartenansicht ist schön übersichtlich. Bei Navigation wird die zu fahrende Strecke durch dicke schwarze Pfeile dargestellt.

(Un)gewolltes Live-Tracking

Ein Feature, das das Garmin damals neu konnte, war das Livetracking. Das kann das das Wahoo auch und macht’s in einem Punkt sogar etwas besser: Ist eine Route geplant, wird diese auch im Livetracking für Zuschauer angezeigt. Ein Manko beim Livetracking gibt’s aber doch: Standardmäßig ist das aktiviert, und zwar auch in der Funktion, dass man andere Wahoo-Nutzer*innen auf seiner Karte sieht. Das finde ich datenschutztechnisch etwas problematisch. Außerdem habe ich diese Funktion direkt deaktiviert und sehe trotzdem noch andere „Wahooligans“ – ich weiß nicht, ob das so sein soll.

Ein ewig haltender Akku

Den Live-Tracking-Modus habe ich beim Garmin früher nur aktiviert, wenn ich auf kurzen Runden war, weil die Bluetooth-Verbindung immer ganz schön viel Batterie verbraucht hat. Nicht so beim Wahoo: Da hält der Akku jetzt immer drei bis vier Trainingsfahrten – gefühlt ewig. Ich werde zwischendurch fast leichtsinnig und vergesse dann, das Wahoo wieder aufzuladen. Ich weiß auch gar nicht, wie lange der Akku erst hält, wenn ich die Bluetooth-Funktion deaktiviere. Von wegen Bluetooth: Über ANT+ konnte ich meinen mittlerweile über zehn Jahre alten Garmin-Brustgürtel auch wieder problemlos verbinden.

Fazit: Ich bleibe Wahooligan

Zusammenfassend lässt sich sagen: Ich bereue den Umstieg kein bisschen. Nach den mittlerweile über 1.200 Kilometern mit Wahoo, darunter auch einige längere Strecken mit Navigation, möchte ich am liebsten nie wieder zum Garmin zurück. Ich musste mich bisher kein einziges Mal über irgendwelche Fehler aufregen. Vom Design finde ich das Wahoo ebenfalls gelungener als das neue Garmin, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache.

Dieser Artikel beinhaltet keine Produktplatzierung.

Eine Antwort auf „Goodbye Garmin, hello Wahoo“

Ich bin 2017 gleich direkt vom Edge 705 auf den (damals neuen) Wahoo umgestiegen – und hab’s bis heute nicht bereut!
Noch nie abgestürzt, tut, was er soll, bin also noch immer hochzufrieden!

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