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USA 2016

Colorado Springs

Nur ein paar Kilometer von der Downtown entfernt liegt der "Red Rocks Canyon Open Space" mit einer atemberaubenden Landschaft
Nur ein paar Kilometer von der Downtown entfernt liegt der „Red Rocks Canyon Open Space“ mit einer atemberaubenden Landschaft

Eat, hike and bike: An meinem Ruhetag in Colorado Springs blieb das Rad nicht unbenutzt, schließlich wollte ich die Umgebung erkunden. Doch nicht nur die Beine wurden trainiert, sondern auch der Magen.

Alle Batterien wieder aufladen

Man, man, man – bin ich satt. Irgendwie arten meine Ruhetage am Ende immer zu Trainingseinheiten für meinen Magen aus. Aber das ist mit Ausblick auf die Überquerung der Rockies in den nächsten Tagen vielleicht gar nicht mal so schlecht. Es beginnt immer mit einem guten Frühstück an – in den letzten Tagen bestehend aus Instant-Oatmeal (hat die ideale Packungsgröße!), etwas Obst und ein oder zwei Müsliriegeln. Besonders der Haferbrei füllt den Magen immer schon gut. Gleichzeitig hatte ich noch so viele Süßigkeiten von meiner Einkaufs-Orgie gestern Abend übrig, die auch vernichtet werden mussten. Immerhin will ich das nicht alles die Rockies mit hochschleppen (letztendlich schleppe ich es ja doch mit – dann nur im Bauch). Anschließend gab es noch ein paar Skype- und Hangout-Sessions mit der Heimat, ehe ich mich vollem Magen in Richtung Downtown aufmachte.

So lässt es sich bequem aufwachen: Herrlicher Ausblick direkt aus meinem Bett
So lässt es sich bequem aufwachen: Herrlicher Ausblick direkt aus meinem Bett

Das Holland der USA

Das war kein weiter Weg, denn das Hostel ist quasi fast direkt in der Innenstadt. So musste ich nur einen Block weiter und über die Straße, ehe die ersten Geschäfte auftauchten. Obwohl es Sonntag war, war viel los und einige Geschäfte hatten geöffnet. Zuerst hatte ich mich aber etwas erschrocken, denn in den ersten Minuten sah ich nur irgendwelche Hippies, die mich verwirrt anquatschten. Colorado macht seinem Ruf als „Holland der USA“ alle Ehre. Neben dem Staat an den Rockies gibt es nur drei andere Staaten, in denen Gras hier legal ist. Und das riecht man auch an jeder Ecke, dem Flur im Hostel eingeschlossen.

Die Downtown von Colorado Springs ist zwar überschaubar, aber dafür sehr lebendig
Die Downtown von Colorado Springs ist zwar überschaubar, aber dafür sehr hübsch und lebendig

Old Colorado City

Eigentlich hatte ich geplant, nach dem Bummel durch die kleine, aber niedliche Innenstadt von Colorado Springs ein nettes Restaurant zum Mittagessen zu finden. Doch mein Bauch war noch sehr voll. Und so ging ich erst einmal wieder zurück zur Unterkunft, um mein Rad aus dem Keller zu holen. Auf dem Weg zurück kam ich noch an einer riesigen Gruppe Rennradfahrer vorbei, die sich am Stadtpark wohl zu einem Sonntagsausflug trafen. Sehr cool finde ich übrigens das Colorado-Radtrikot, das quasi wie die Fahne des Staates aussieht (zum Beispiel in dieser Variante). Generell waren heute sehr viele andere Rennradfahrer auf den Straßen unterwegs. So traf ich auch auf meinem Weg zu dem „Red Rocks Canyon Open Space“ einige sportliche Amerikaner, die das gute Wetter ausnutzten. Und auch die Gegend, durch die ich fuhr, war sehr schön: In der „Old Colorado City“ gab es viele niedliche Läden, Restaurants und Parks – fast ein bisschen wie in Prenzlauer Berg.

Bereits nach wenigen Metern auf dem Wanderpfad wurde man mit einem weitläufigen Blick über Colorado Springs belohnt
Bereits nach wenigen Metern auf dem Wanderpfad wurde man mit einem weitläufigen Blick über Colorado Springs belohnt

Eine Mars-Landschaft nur einige Kilometer von der Innenstadt entfernt

In dem Park angekommen, war ich schon am Parkplatz von dem Landschaftsbild leicht beeindruckt. Doch je mehr ich mein Rad die kleinen Wanderwege nach oben schob, desto schöner wurde die Umgebung. Bereits von der ersten Erhebung konnte man wunderbar über das komplette Tal, in dem Colorado Springs liegt, gucken. Und aus dem mit Wiesen bewachsenen Land wurde immer mehr eine felsige Steppe. Der Kies wurde immer rötlicher, ehe ich nach einer Kurve plötzlich das gesamte Ausmaß des Canyons erblicken konnte. Wahnsinn. Bei gleißender Sonne genoss ich erst einmal für einen kurzen Augenblick diesen Ausblick – über die trockenen, roten Steine, die kleinen Wälder und Seen hinweg bis hin zu den schneebedeckten Bergspitzen.

Ein bisschen erinnerte mich das Wandern heute an den Wander-Trip mit Marcel und Flo im Elbsandsteingebirge - obwohl es hier deutlich trockener war
Ein bisschen erinnerte mich das Wandern heute an den Wander-Trip mit Marcel und Flo im Elbsandsteingebirge – obwohl es hier deutlich trockener war

Mit dem Rad auf der Schulter über steile Pfade

Hier verbrachte ich einige Zeit, wanderte einige Pfade entlang und kletterte sogar mit dem Rad ein paar steile Stufen hinauf, um in ein anderes Canyon-Tal zu gelangen. An diesem schönen Sonntag nutzten auch einige Familien das schöne Gelände für Ausflüge. Außerdem sah man an den steilen Steinwänden häufig Kletterer, die hier auf bereits vorbereiteten Parcouren die Höhe erklommen. Überhaupt scheint Colorado ein sehr sportlicher Staat zu sein, das ließen auch die ganzen Thule-Boxen, Ski- und Rad-Gepäckträger auf den Autos vermuten. Als es so langsam Nachmittag wurde, machte ich mich wieder auf den Heimweg.

Da strahlt es endlich wieder, das Trek
Da strahlt es endlich wieder, das Trek

Pasta-Party

Zurück am Hostel nutzte ich den Gartenschlauch, um das Rad mal endlich wieder zu putzen. Die letzte richtige „Handwäsche“ gab es tatsächlich in Philadelphia, danach erledigte der Regen meist die Arbeit. Jetzt wurden aber auch endlich mal die versteckten Ecken von Staub und Dreck befreit. Wieder ein paar Gramm Gewicht für die Rockies-Überquerung gespart. Anschließend saß ich noch ein wenig die Hitze auf meinem Zimmer mit YouTube aus, ehe ich mich zum Abendessen in Richtung Italiener begab. Dort warteten ein leckerer Salat und eine „Italienische Platte“ auf mich, bestehend aus Lasagne, Spaghetti Bolognese und Manicotti (so etwas wie Cannelloni). Also die ultimative Pasta-Party für Radfahrer. Als mich die Kellnerin nach dem Essen fragte, ob ich noch etwas möchte, musste sie selbst schon etwas lachen.

Jetzt sollte ich auch wieder genügend Kohlenhydrate für die Überquerung der Rockies haben
Jetzt sollte ich auch wieder genügend Kohlenhydrate für die Überquerung der Rockies haben

Nackt im Hostel?

Heute Abend habe ich noch fix meine Wäsche gemacht, die jetzt draußen auf dem Balkon auf der Wäscheleine und hier in meinem Zimmer auf Bügeln trocknet. Ich habe tatsächlich alles gewaschen, damit sich die Waschmaschine auch lohnt – im Umkehrschluss habe ich gerade auch nichts zum Anziehen. Dank Handtuch, das ich mit dem Gürtel befestigt habe, und meiner Windjacke musste ich trotzdem nicht nackt durch das Haus rennen. Lustig ausgesehen habe ich bestimmt trotzdem, aber vielleicht ist den anderen das dank der 420-Aktivitäten (420 ist der Codename für Cannabis, wie ich gelernt habe) auch egal.

Schlafplätze für die nächsten zwei Tage

Morgen geht es dann auf nach Salida, wo ich bereits einen Warmshowers-Host gefunden habe. Mit 160 Kilometern wird die Strecke aber recht lang, zum Glück gibt es nur einen steileren Anstieg zwischendurch. Anschließend folge ich der Route 50, die wiederum einem Fluss bergauf folgt. Mehr Sorgen mache ich mir um den Wind – laut Wetterbericht geht es fröhlich stark mit dem Südwind weiter. Harry, bei dem ich übernachte, hat mir aber netterweise schon angeboten, mich notfalls abholen zu können. Ich hoffe, dass es nicht so weit kommen wird. Auch für Dienstag habe ich mir heute schon eine Unterkunft organisiert – so lässt es sich jetzt ganz entspannt in die neue Woche starten.

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