Kategorien
USA 2016

Über Trails nach Cleveland

Die heutige kurze Etappe führte vor allem über Fahrradstraßen
Die heutige kurze Etappe führte vor allem über Fahrradstraßen – hier bereits mit Clevelands Skyline in Sichtweite

Nach dem recht langen Tag im Sattel gestern standen heute nur noch 60 Kilometer bis Cleveland an – und zwar fast ausschließlich über Bike Trails.

Frühstückskorb

Bei Tom und Julia hatte ich ja einen idealen Schlafplatz gefunden. Sogar die Kälte ließ sich mit Sweatjacke und in Hose aushalten, aber für das nächste Abenteuer um diese Jahreszeit werde ich wohl doch wieder auf einen richtigen und nicht nur auf einen Leichtschlafsack zurückgreifen – und es ist aktuell für April schon außergewöhnlich warm hier. Als mich die Sonnenstrahlen gegen acht Uhr weckten und ich einen Blick aus dem Zelt wagte, sah ich einen Korb auf dem Campingtisch stehen. Julia hatte tatsächlich ein komplettes Frühstück mit Joghurt, Obst, O-Saft und Müsli für mich vorbereitet. Dazu hatte sie Handschuhe gelegt, weil es in den Rockies ja noch kalt werden könnte. Zum Glück traf ich sie noch kurz und konnte mich noch einmal bei ihr für die wahnsinnige Gastfreundschaft bedanken, bevor auch sie zur Arbeit musste.

Nach dem gestrigen Abend war ich Tom und Julia bereits zutiefst dankbar - so dass ich von diesem Frühstückskorb (und Handschuhen!) noch mehr gerührt war
Nach dem gestrigen Abend war ich Tom und Julia bereits zutiefst dankbar – so dass ich von diesem Frühstückskorb (und Handschuhen!) noch mehr gerührt war

Campus-Besichtigung, die zweite

Gut gestärkt ging es also los. Das Zentrum von Kent lag gar nicht weit, eigentlich nur zwei Kreuzungen entfernt. Kent scheint vor allem eine College-Stadt zu sein, der Großteil der Fläche wird vom Campus belegt. Da die Straße, über die meine Route eigentlich führte, gesperrt war, nutzte ich die Gelegenheit mal wieder direkt für eine Campus-Besichtigung auf zwei Rädern. Fast, wie man es immer im Film sieht – mit all den Studenten als Statisten. Direkt gegenüber der ganzen Uni-Gebäuden gab es einige Fast-Food-Ketten, wo ich mich heute aber nur noch einmal kurz dem W-Lan bediente, um den gestrigen Beitrag hochzuladen.

Der Campus der Kent University war wieder riesig - ich glaube, es gab hier sogar eine eigene Buslinie
Der Campus der Kent University war wieder riesig – ich glaube, es gab hier sogar eine eigene Buslinie

Auf Trails in die Großstadt

Dennoch kam ich heute auch nicht so richtig in Fahrt. Das Wetter spielte zwar wieder ideal mit, ich musste sogar recht schnell meine Arm- und Beinlinge ausziehen. Die ersten Kilometer durch Kent vergingen also eher langsam. Doch kaum hatte ich das Stadtzentrum verlassen, bog ich bereits auf den ersten Radweg des Tages ein – simpel „Bike and Hike Trail“. Diesem geteerten Fahrrad-Highway konnte ich jetzt erst einmal für fast 14 Kilometer folgen. Da rollte es sich doch schon gleich viel besser.

Frisch geteert: So ließ sich die erste Etappe des Tages wunderbar bestreiten
Frisch geteert: So ließ sich die erste Etappe des Tages wunderbar bestreiten

Entlang von Sümpfen und Kanälen

Überhaupt bin ich von dem doch sehr guten Radwege-Netz bisher sehr erstaunt. In meinen Vorbereitungen habe ich natürlich auch immer nach Trails oder Fernradwegen gesucht, bin aber bis auf die von der Adventure Cycling Association vorgeschlagenen Routen auf wenig Informationen gestoßen. Umso erfreuter ist es, dass Google Maps und die Sigma-Cycling-Map auf gpsies (damit erstelle ich mir die GPX-Files für meine Etappen) doch noch einige Trails kennen. Dazu kommen die noch wertvolleren Informationen von Leuten, die ich treffe – so wie von Tom und Julia. Entsprechend folgte nach dem ersten Trail bereits der nächste: Der „Ohio and Erie Canal Towpath Trail“, der meist dem Cuyahoga River folgte, aber auch die mittlerweile von der Natur zurückgewonnen Verbindungskanäle, Schleusen und Sümpfe im Cuyahoga Valley National Park präsentierte.

Der OET schlängelte sich durch den Cuyahoga Valley National Park
Der OET schlängelte sich durch den Cuyahoga Valley National Park

Lieber gut geschottert als schlecht geteert

Dieser Trail war leider nur noch auf einigen Abschnitten geteert, der Rest war wieder feiner Schotter. Doch auf diesem fuhr es sich meistens sogar besser als auf dem mittlerweile sehr kaputtem Teer. Lieber gut geschottert als schlecht geteert. Und obwohl es so gut wie keine Anstiege gab, merkte ich, wie schwer mir das treten in die Pedale heute fiel – die Batterien fühlten sich einfach leer an. Umso mehr freute ich mich auf zwei Nächte und viel Essen in Cleveland. Um dem inneren Akku schon einmal den ersten Lade-Anschub zu geben und ein bisschen Zeit zu schinden, kehrte ich kurz vor dem Stadtzentrum noch einmal bei „Five Guys“ ein, das direkt am Radweg lag (Zufall?). Außerdem musste ich meine ersten 1.000 Kilometer feiern. Fazit: Der Burger hat seine ganzen Auszeichnungen definitiv verdient.

Der West Side Market ist definitiv einen Blick ins Innere wert
Der West Side Market ist definitiv einen Blick ins Innere wert

Ohio City

Da mein Bett im Hostel erst ab drei Uhr frei sein würde und der direkt gegenüber liegende „West Side Market“, eine riesige klassische Markthalle im Stadtteil Ohio City, heute nur noch bis 16 Uhr und morgen gar nicht geöffnet hatte, schlenderte ich noch kurz durch diese Attraktion. Kurz darauf konnte ich auch schon in das Zimmer, das ich mir heute mit zwei weiteren Mitbewohnern teile. Einer der beiden, ein Skaterboy aus Philadelphia, hat mich auch schon kurz durch die nähere Umgebung begleitet. Vorher machte ich noch schnell die Wäsche und nutzte den Trockner aus, denn ich wollte unbedingt mal Sweatjacke und Hose waschen. Die rochen nach gestern ganz schön nach Lagerfeuer. Getrocknet wurde die Wäsche dann mit herrlichem Ausblick über Ohio City und Downtown Cleveland von der Dachterrasse des Hostels.

Laundry Day mit Ausblick: Links die Markthalle, rechts die Skyline von Cleveland
Laundry Day mit Ausblick: Links die Markthalle, rechts die Skyline von Cleveland

Entspannt in den Ruhetag

Morgen steht dann ein bisschen Sightseeing in der Downtown an, auch den Eriesee muss man nach John Maynard ja auch mal gesehen haben. Aushielt er bis er das Ufer gewann. John Maynard. Außerdem muss die Route nach Chicago noch geplant werden. Und nur um Euch noch einmal zu zeigen, mit welchem Ausblick ich gerade diesen Post geschrieben habe:

Eine lauwarme Frühsommernacht über Cleveland beginnt
Eine lauwarme Frühsommernacht über Cleveland beginnt

Die Etappe auf Strava

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert