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USA 2016

Flucht vor den Hunden

Eigentlich eine gute Sache, die leeren Backroads - wären da nicht die ganzen Hunde
Eigentlich eine gute Sache, die leeren Backroads – wären da nicht die ganzen Hunde

Kalt, grau und nass ging es heute stumpf auf der Route 20 Richtung Westen. Der Grund: Die Hunde haben mich von den idyllischeren Straßen getrieben.

Unerwarteter Regen

Bei Joe und Libby habe ich im Gästezimmer mal wieder eine sehr komfortable Nacht verbracht. Am Morgen kam Joe sogar extra noch aus dem Laden zurück ins Haus, um mir Frühstück zu machen – was für ein Service. Heute standen ja nur etwa 100 Kilometer an – so zumindest die Planung – ich ging den Start in den Tag also ganz gemütlich an. Ernüchternd musste ich feststellen, dass es im Gegensatz zum Wetterbericht draußen plötzlich doch anfing, zu regnen. Also Regencape raus, alles dicht machen und los.

Angriff von allen Seiten

Kurz hinter Angola wollte ich dann auf eine parallel zur recht stark befahrenen Route 20 verlaufende Straße wechseln – so hatte mir Google das vorgeschlagen, und Google hat bisher immer ganz gute Tipps geliefert (bis auf die Schotter-Trails). Nach gestern war ich allerdings etwas vorsichtiger mit diesen sogenannten Backroads, also Nebenstraßen. Und das Gefühl trog nicht: Direkt von einem der ersten Häuser kam mir wieder ein kläffender Hund wie wild hinterher gerannt. Erster Sprint, immerhin war ich jetzt warm. Kaum war mein Puls wieder normal, der nächste Hund. Und dann wieder – dieses Mal noch gefährlicher, da er mich bereits von vorne kommen sah. Bei dem Haus mit dem vierten und fünften Hund reichte es mir. Zurück auf die Hauptstraße – lieber gebe ich mich mit lauten Trucks ab, als ständig Angst vor den verrückten Farm-Hunden haben zu müssen.

Auf Indianas Landstraßen sollte man auf alles gefasst sein
Auf Indianas Landstraßen sollte man auf alles gefasst sein

Ich bin jetzt auch bewaffnet

Immerhin sah ich hier auch nochmal etwas anderes. Ab und an kamen wieder dichtere Siedlungen, dann mal wieder High Schools, viele Amish People in ihren Kutschen und sogar ein Hinweis-Schild für Ski-Doos. Immer noch mit der Angst im Blut bemerkte ich einen Hunting Store in Shipshewana, auch von Amish People geführt. Jetzt habe ich für alle Fälle endlich Pfefferspray dabei – im Ausblick auf Chicago vielleicht eh keine schlechte Idee. Später legte ich noch eine kleine Mittagspause bei McDonalds ein, vor allem des W-Lans wegen, und ansonsten schlich ich mich weiter über die Route 20.

Plötzlich überraschte mich die Straße mit perfektem Teer. Dass ich gleich auf einer Interstate lande, konnte ja keiner ahnen
Plötzlich überraschte mich die Straße mit perfektem Teer. Dass ich gleich auf einer Interstate lande, konnte ja keiner ahnen

Plötzlich auf der Interstate

Aufregend wurde es plötzlich kurz vor Elkhart. Laut Google Maps hätte ich einfach ganz normal der Route folgen können, was ich auch tat. Die Straße wurde zwar immer breiter und übrigens auch sehr gut asphaltiert, aber das passiert hier ja häufiger in der näheren Umgebung von Highway- und Interstate-Auffahrten. Plötzlich tauchte vor mir aber ein Schild auf: „Pedestrians and cyclists prohibited“. Umdrehen ging hier mitten auf einer sechsspurigen Straße aber auch nicht, und ich wollte ja auch weiter. Also bin ich heute auch das erste Mal kurz illegal Interstate (oder zumindest die Auffädelungs-Spuren) gefahren. Was tut man nicht alles, um Umwege zu sparen – und waren ja auch nur ein paar hundert Meter.

Miese Luft und kein Platz für mich
Miese Luft und kein Platz für mich

Im Rausch der Abgase

Hinter Elkhart wurde die Route 20 immer voller und auch immer trostloser. Das Wetter war eh grau – immerhin regnete es nicht mehr – aber zusätzlich waren auch alle Gebäude an der Straße grau. Und alles nur heruntergekommene Werkstätten. Durch die ganzen Abgase wurde mir bereits etwas schwummerig. Ich war froh, endlich South Bend zu erreichen, das etwas mehr grün an den Seitenstreifen zu bieten hat. Doch viel los ist hier ansonsten auch nichts. Meine Unterkunft ist direkt neben einem Museum und ist irgendwie eine Art eigenes Auto-Museum. Jeder Raum ist einer Person gewidmet, die etwas mit Autos zu tun hat, und das ganze Haus steht voller Automodelle. Aber insgesamt ein sehr gemütlicher Altbau mit mehreren Gästezimmern.

Nichts los in South Bend

Nach der Dusche und Wäsche wollte ich mir fix etwas im direkt gegenüberliegenden Supermarkt kaufen, das ich mir selber kochen kann – es wurden Nudeln und Bolognese-Sauce. Leider scheiterte ich direkt daran, dass es in der Gemeinschaftsküche alles mögliche, aber keine Herdplatten gab. Und in der Mikrowelle oder im Wasserkocher wollte ich die Sachen dann doch nicht zubereiten. Ich war also doch noch kurz zu einem kleinen Stadtrundgang gezwungen. Auf den Straßen war nichts los, und das wohl einzige Restaurant in der Umgebung sprach mich auch nicht richtig an. Es blieb mir die Wahl zwischen Burger King und Taco Bell. Da ich letzteres noch nicht kannte, ging es da hin. Ganz ok, aber immerhin günstig. Lange blieb ich aber nicht, da sich direkt ein leicht verrückter Mann neben mich setzte und wild auf mich einredete. Außerdem war mir die ganze Stadt jetzt noch suspekter.

Meine Unterkunft für die Nacht ist eine Art Museums-Gästehaus eines Auto-Liebhabers
Meine Unterkunft für die Nacht ist eine Art Museums-Gästehaus eines Auto-Liebhabers

Auf zum Lake Michigan

Das Ziel für morgen steht auch bereits fest: Michigan City – das den Bildern nach anscheinend das Warnemünde am Lake Michigan ist. Leider soll es Nachmittags wieder regnen, so dass ich versuche, die knapp 70 Kilometer bereits vormittags schnell zu bestreiten, um mir dann noch die Stadt etwas angucken zu können. Etwas südlich der Stadt habe ich schon eine Warmshowers-Unterkunft bei einem echten Radtouren-Veteran gefunden. Dann werde ich nur einen Block vom Lake Michigan entfernt nächtigen, bevor es Sonntag endlich nach Chicago geht.

Die Etappe auf Strava

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